Die Geschichte eines jungen Apfelbaums Folgen des fehlenden Erziehungsschnitts

Unsere Obstbäume sind genetisch ohne menschliche Hilfe nicht in der Lage, ein stabiles, gut belichtetes Astgerüst zu bilden. Deshalb ist es erforderlich, den Baum während den ersten ca. 10 Lebensjahren durch geeignete Maßnahmen in seinem Wachstum zu lenken und zu erziehen. Die Geschichte des hier vorgestellten Apfelbaumes zeigt, wie wichtig der Erziehungsschnitt ist und wie konsequent er durchgeführt werden muss.

Der Apfelbaum wurde 2007 in einem Alter von einigen Jahren erstmals vom Obst- und Gartenbauverein  bei einem Schnittkurs einem Erziehungsschnitt unterzogen. Der Baum sollte zu einer klassischen pyramidalen Krone mit einem Mitteltrieb und in diesem Fall 4 Leitästen erzogen werden. Das untenstehende Bild zeigt den Baum nach den Schnittmaßnahmen.

 

2 Jahre später, also 2009, hatte sich die Krone weiterentwickelt. Durch das Einkürzen der Leitastverlängerungen und des Mitteltriebs sowie durch die Beachtung der Saftwaage sind diese Triebe in ihrem Dickenwachstum gefördert worden und haben ihren Rang in der Krone beibehalten. Da die Triebe nicht in einen flacheren Wuchs abgeleitet wurden, ist die Krone stabil und muss später nicht bei Fruchtbehang gestützt werden.

 

 

Im darauffolgenden Jahr, also 2010, zeigte der Baum wiederum ein gesundes Wachstum. Nach innen stehendes Fruchtholz an den Leitästen wurde entfernt. Ebenso die Konkurrenztriebe an den Enden der Leitäste und des Mitteltriebs.

Die verbliebenen Verlängerungen der Leitäste und des Mitteltriebs wurden wiederum eingekürzt, damit diese im Wuchs die erste Priorität bekommen und auch die Dicke mitwachsen kann.

Darauf wurde der Baum 9 Jahre sich selbst überlassen. Beim Schnittkurs 2019 zeigte sich folgenden Bild:

 

Die früheren Schnittmaßnahmen sind noch deutlich erkennbar. Bis zur letzten Schnittstelle vor 9 Jahren ist die Krone geordnet und stabil. Diese letzten Schnittstellen sind im Bild durch die roten Farbbalken gekennzeichnet. Außerdem beginnt am Mitteltrieb eine Etage höher bereits eine zweite Leitastreihe zu wachsen, deren Triebe schon etwa gleich stark sind wie der Mitteltrieb.

Sehen wir uns die Krone etwas näher an:

Durch das Ausbleiben des Erziehungsschnitts ab 2010 mussten die Leitastverlängerungen mit ihren Konkurrenztrieben um die Wette wachsen. Das Dickenwachstum der Triebe konnte dem nicht folgen. spätestens beim ersten Fruchtbehang sind diese Triebe ausnahmslos nach außen abgekippt (rote Linien).

Will man einen stabilen Kronenaufbau erreichen, bleibt nichts anderes übrig, als auf den niedersten, abgekippten Leitast zurückzugehen. Eine Maßnahme, die man natürlich abwägen muss. Aber bei einem Baum dieses alters kann man das noch durchaus machen. Das Ergebnis  entspricht dann unten stehendem Bild.

 Natürlich gehen durch diese Maßnahme einige Jahre Ertrag verloren. Dafür ist dann später, bei einem richtig erzogenen Baum der Schnitt wesentlich einfacher, da nur noch mit der Säge einzelne zu dick bzw. zu alt gewordene Fruchtäste entfernt werden müssen. Des weiteren ist bei großem Fruchtbehang die Gefahr eines Astbruches deutlich geringer und der Baum wird länger leben. Nicht zu unterschätzen ist natürlich bei einer gut belichteten Krone die bessere Fruchtqualität besonders auch in den unteren Astbereichen.

Aber ganz wichtig !!!

Der Baum muss jetzt etliche Jahre konsequent geschnitten werden. Sonst war diese Maßnahme umsonst

 Fazit:

Der Erziehungsschnitt ist ganz besonders wichtig. Unterbleibt er, dann führt dass zu einer Kronenbildung mit zahlreichen Nachteilen. Außerdem wird der Schnitt dann zunehmend aufwändiger und schwieriger. Der Erziehungsschnitt ist dagegen besonders einfach und leicht zu verstehen und durchzuführen, da er einigen wenigen festen Regeln folgt. Hält man sich streng an diese Regeln, dann wächst ein gesunder, letztlich auch dauerhaft leicht zu pflegender Baum heran.

Ein Jahr später, also 2020 sollte beim Winterschnittkurs mit dem Aufbau der neuen Krone begonnen werden. Wie das unten stehende Bild zeigt, hat der Baum kräftig ausgetrieben. Das ist eine gute Vorasussetzung für das Neuformieren der Krone. Leider konnte der vorgesehene Schnittkurs wegen der Corona Pandemie nichjt stattfinden. Der Baum wurde daher zunächst in dem Zustand entsprechend unten stehendem Bild belassen.

Im August 2020 bestand dann die Möglichkeit, einen Sommerschnittkurs abzuhalten. Dieser sollte allerdings nicht dem weiteren Kronenaufbau dienen, da eine solche Maßnahme  im März erfolgen sollte. Zweck der Übung war deshalb nur das Auslichten der Krone. Bevor wir damit beginnen, sehen wir uns den Baum nochmals an (Bild unten)